Sehr geehrter Herr Saleh,
ich bin gemeinsam mit vielen anderen Eltern sehr besorgt darüber, dass in wenigen Tagen die Schulen ohne Infektionsschutz für die Schüler wieder in den Regelbetrieb gehen sollen.
Der SenBJF hat es in den vergangenen Monaten nicht geschafft, für die Schulen ein Konzept für Schule in der Pandemie zu erarbeiten. Der nun vorgelegte Hygieneplan beinhaltet de facto KEINEN Infektionsschutz in den Schulen. Die Abstandsregel wurde aufgehoben und die Maskenpflicht gilt nur dort, wo sich die Schüler kohortenübergreifend begegnen.
Infektionen innerhalb einer Kohorte werden wissentlich zugelassen. Die Bildung einer Kohorte ist KEIN Infektionsschutz sondern dient nur dazu, zeitgleiche Infektionen auf eine Gruppe zu begrenzen, so dass im Fall einer Infektion nicht die ganze Schule sondern nur die entsprechende Kohorte in Quarantäne gehen muss. Hierzu muss man darauf hinweisen, dass im Kurssystem ab Klasse 11 jeder Schüler durch den Besuch der verschiedenen Kurse täglich ca. 150 anderen Schülern ohne Abstand, ohne Maskenpflicht im geschlossenen Raum für Stunden begegnet.
Es ist mittlerweile bekannt, dass Infektionen vornehmlich über Aerosole erfolgen. Man setzt gegen die Empfehlungen des RKI sowie gegen die Studie der TU Berlin 30 Kinder in einen geschlossenen Raum. Das vorgeschlagene Lüften alle 45 Minuten widerspricht den aktuellen Erkenntnissen. Bei einem infizierten Schüler sind die Aerosole nach wenigen Minuten im ganzen Raum (siehe Studie der TU Berlin). Der SenBJF weiß das und tut nichts dagegen. Es gibt keinen Schutz für die Schüler, Eltern und Familien.
Die AHA Regel wurde für die Schulen gegen wissenschaftliche Erkenntnisse aufgehoben und dies vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen.
Das AGH wird umgebaut, damit man dort Infektionsschutz durch Abstand einhalten kann. Das AGH ist auch eine Kohorte. Warum will man die Abgeordneten auch innerhalb dieser Kohorte vor Infektionen schützen, bei den Kindern hält man dies jedoch nicht für nötig?
Nachdem wir uns monatelang an die Regeln gehalten haben, möchten wir nicht, dass das Virus nun über die Kinder in die Familien geschleppt wird. Es sollte allein den Eltern obliegen, eine solche Risikoabwägung für die Kinder zu treffen. Das Recht auf Unversehrtheit ist im Grundgesetz verankert. Hieran muss sich auch die Schulsenatorin halten.
Der Regelbetrieb wird zu on/off Schule führen, da einzelne Kohorten immer wieder in Quarantäne werden gehen müssen, also wieder keine Planungssicherheit für die Familien. Jedoch über dieses Argument hat der Senat den Regelbetrieb ohne Infektionsschutz verkauft. Verlässliche Schule in der Pandemie geht nur mit wirksamem Infektionsschutz. Der SenBJF muss hier nachbessern. Sofort! Wir brauchen kleine Lerngruppen, Abstand muss möglich sein. Digitaler Unterricht muss den Präsenzunterricht ergänzen, so dass die Bildung von kleinen Lerngruppen möglich ist. Wenn Infektionen auf diesem Weg vermieden werden, wird auch der Unterricht in der Pandemie für alle Kinder verlässlich möglich sein.
Auch Schule muss in Zeiten einer Pandemie umdenken und neue Strukturen aufbauen. Ein Festhalten an den bisherigen Strukturen birgt ein hohes Risiko.
Lieber Herr Saleh, bitte setzen Sie sich für uns Eltern ein, der SenBJF, hier Ihre Kollegin Frau Scheeres, hört leider nicht auf uns besorgte Eltern.
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
(besorgte Mutter)
Sehr geehrte Frau …,vielen Dank für Ihr Schreiben, in welchem Sie sich für einen angemessenen Infektionsschutz an den Berliner Schulen einsetzen.Ihre Argumentation sowie Ihre Forderungen nehme ich gerne zur Kenntnis.Mit freundlichen GrüßenIhr Raed Saleh(Originalschreiben auf Briefbogen liegt vor)